21. November 2025
World Usability Day 2025: Gestalten zwischen KI und Mensch
Keynote stellt den menschlichen Faktor in den Mittelpunkt
Eröffnet wurde der Abend von Flora Maxwell mit ihrer Keynote „Design Human First – zwischen Effizienz und Empathie“. Flora stellte heraus, wie sehr unser Arbeiten von Effizienz geprägt ist. KI verstärkt diese Tendenz noch weiter. Dabei geht oft verloren, was digitale Produkte wirklich wirksam macht: Empathie, Qualität und der menschliche Blick auf reale Bedürfnisse.
Anhand eigener Experimente mit generativer KI zeigte sie, dass KI zwar liefern kann, aber oft nicht das, was zählt. Es fehlt vor allem an Qualitätsbewusstsein und dem menschlichen Faktor. Flora plädierte dafür, Effizienz und Empathie in Balance zu bringen und so eine wirklich effektive Softwareentwicklung zu ermöglichen. Gute Designer*innen wissen, wann Regeln gebrochen werden dürfen. Dafür braucht es Erfahrung, Perspektivwechsel und echte Nähe zur Nutzerrealität
Wir sollten KI nicht nutzen, um unsere eigenen Stärken zu ersetzen, sondern um diese zu unterstützen – etwa um mit Developer-Teams noch klarer in die Kommunikation zu kommen und diesen zu helfen, Designs lebendiger zu machen. Flora zeigte dazu Beispiele aus ihrem Alltag, wie sie mit dem Einsatz von Figma MCP & Cursor Verhalten und Interaktionen für die Entwickler*innen klarer machen konnte.
Floras Schlussgedanke: Wir dürfen und müssen Fehler machen. Druck rausnehmen, Spaß haben, lernen. Schließlich gab sie dem Publikum noch ein Zitat der Schriftstellerin Maya Angelou mit auf den Weg: „Menschen werden vergessen, was du gesagt hast, aber nie, wie du sie hast fühlen lassen.“

Vertrauen gestalten: zwischen Kontrolle und blinder Zustimmung
Claire Arrets und Marie Vollmer führten den Abend weiter mit ihrem Vortrag „Trust me, I’m a machine“. Im Zentrum stand die Frage, wie Vertrauen in KI entsteht und welche Rolle Gestaltung dabei spielt.
Zwischen blindem Vertrauen und grundsätzlicher Ablehnung braucht es Interfaces, die das Vertrauen der Nutzenden an die tatsächliche Kompetenz der KI anpassen, etwa durch Confidence Scores, Quellenangaben, Rückfrageoptionen oder klare Systemgrenzen. Diskutiert wurden auch Design-Prinzipien wie Transparenz, Rückverfolgbarkeit und Fehlerindikatoren sowie Tools wie Elicit, die KI-Recherchen nachvollziehbar und überprüfbar machen.
Vertrauen sei kein statischer Wert, sondern ein Gestaltungsergebnis. UX Research, kollaborative Interaktionen und transparente Kommunikation sind dabei entscheidend, gerade in komplexen Systemen, die Menschen langfristig begleiten sollen.

Weg vom Standard-Chatbot: Workshop zu kreativen GenAI-Lösungen
Eilika Freund und Kerstin Öchsner zeigten in ihrem Workshop „Not Another Chatbot!“, wie sich generative KI jenseits der immer gleichen Anwendungsszenarien denken lässt. Mit dem spielerischen Format „Game of AI“ werden interdisziplinäre Teams angeregt, kreative Ideen zu entwickeln, auch mit Hardware wie Wearables, VR-Brillen oder Drohnen.
Im Fokus des Workshops stand eine nutzungszentrierte Exploration von GenAI-Potenzialen, besonders für frühe Innovationsphasen. In kurzer Zeit entstanden vielfältige Ideen, die im Anschluss durch Praxisbeispiele und Diskussionen vertieft wurden.

Microinteractions: Körpersprache für digitale Systeme
In seinem Vortrag „Your UI is dead. Make it alive!“ sprach Sven Szota über Microinteractions als nonverbale Kommunikationsebene.
Er erläuterte, wie kleine Animationen, Rückmeldungen oder Übergänge die Wahrnehmung von Systemen prägen und warum sie besonders in funktional getriebenen Enterprise-Umgebungen oft unterschätzt werden. Ein Impuls, der zeigte: Auch kleine Details können große Wirkung entfalten.
Lernkultur als Voraussetzung für Produktverantwortung
In der Abschlussdiskussion mit Jacqueline Steigerwald, Nadja Riedlberger und Dr. Thomas Vöhringer-Kuhnt ging es um die Frage, wie sich die Rolle von UX in Zeiten von KI verändert und was das für Teams, Prozesse und individuelle Entwicklung bedeutet.
Flora Maxwell betonte noch einmal die Notwendigkeit von Raum für Erfahrung: „Ich habe den Eindruck, es ist wichtiger denn je, ein Umfeld zu gestalten, in dem wir lernen dürfen, in dem wir Fehler machen dürfen, experimentieren dürfen – und dadurch wertvolle Erfahrungen sammeln können.“
Für alle, die Produktverantwortung tragen, bleibt das eine zentrale Herausforderung: Wie lassen sich Gestaltungsspielräume schaffen, ohne an Klarheit und Richtung zu verlieren?

Vielen Dank an die Regionalgruppe Frankfurt
Ein herzlicher Dank gilt der Regionalgruppe Frankfurt der German UPA für die Organisation und die wertvollen Impulse des Abends.
Der World Usability Day hat einmal mehr gezeigt, wie wichtig der fachliche Austausch, offene Diskussionen und gemeinsames Lernen für unsere Disziplin sind, besonders in Zeiten, in denen Technologie, Verantwortung und Gestaltung neu zusammengedacht werden müssen. Alexandra Basler-Pohl von UX&I bringt es auf den Punkt: „Was für ein großartiges Event! Perfekter Ablauf, tolle Menschen, spannende Vorträge und leckeres Essen!! Am Ende wurde klar: KI kann zwar schon einiges, aber echtes Design braucht Herz, Erfahrung und Intuition... Darum bleibt der Mensch der wahre Kreativmotor, der das ganze mit Emotionen belebt. Denn das was die Maschine nie erreichen wird, ist wahre Empathie.”



Über UX&I
UX&I bietet Beratung, Enablement und Umsetzung rund um das Thema User Experience (UX). Schwerpunkte liegen auf Deep Tech, Enterprise Software und Digitalisierung. Unser Ziel ist es, Menschen darin zu unterstützen, komplexe Technologie in den Dienst der Nutzer*innen zu stellen. Dabei vereinen wir alle relevanten Perspektiven: von Mensch, Business und Technologie.
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